Schlagwörter
Abu Dhabi, Autofahren, Bentley, Dubai, Frauentaxi, Metro, Navigation, Porsche, Taxi
Melinda (Name geändert) hat ihren Führerschein in Köln gemacht. In Ermanglung eines eigenen Autos hat sie Ihre Fahrpraxis aber eher auf den Sitz- oder Stehplätzen bei den Kölner Verkehrsbetrieben gewonnen. In Dubai sollte sich das nun ändern. Nicht sofort aber nach zwei oder drei Jahren. Sie hatte auf Dauer keine Wahl. Es gibt nur drei Möglichkeiten, sich in Dubai zu bewegen: 1. Mit der Metro. Es gibt eine grüne und eine rote Linie. Die Metro ist konkurrenzlos günstig und immer überfüllt. Es braucht nicht viele Menschen, um die Bahn zu betreiben. Es ist alles vollautomatisiert: der Zugang zu den Gleisen, das Entwerten der Chipkarte, und der Fahrerlose Betrieb. Man kommt mit ihr durch die ganze Längsachse der Stadt etwa 35 km weit. Danach verliert sich die Stadt in einer Mischung aus Industrie und Wüste. Die zweite Möglichkeit ist das Taxi. Deutlich teurer als die Metro aber im Vergleich zu europäischen Städten auch billig. Die Taxis stehen meist vor den Eingängen der unzähligen Hotels. Spezielle Taxistände habe ich nicht gesehen. Dafür aber reine Frauentaxis. Sie haben ein pinkfarbenes Dach, werden von Frauen gesteuert und die nehmen auch nur Frauen mit. Auf meine Frage, warum das so sei, hörte ich immer das Wort „aus Respekt“, wobei es sich mir bis heute nicht erschlossen hat, wer wem im Taxi den Respekt zollen soll. Aber okay, wir haben ja auch Frauenparkplätze mit der Begründung, dass sie besser beleuchtet seien als die normalen. Dabei wäre ja vielleicht eine generell bessere Beleuchtung des gesamten Parkhauses auch eine Lösung.
Die dritte Möglichkeit ist das eigene Auto. Melinda fährt einen Nissan Quashqai. „Der hat schon 190.000km drauf“. „Was in 4 Jahren? hier in Dubai?“. „Ja, und Abu Dhabi, Du wirst schon sehen.“
Melinda schaltet ihr Google Maps auf dem Handy ein, versteckt den Ohrhörer im linken Ohr. Dann geht es los. „Hier ändert sich dauernd etwas, wenn Du meinst, du kennst heute einen Weg, dann ist es morgen ein anderer. Ohne Google bist du aufgeschmissen.“ Es wird ohne Ende gebaut, mit riesigen Hochstraßen, soweit wie möglich kreuzungsfrei. Man hat Platz und man hat Geld. Melinda fädelt sich in den fließenden Verkehr am Flughafen ein. Hier ist alles vielspurig. Vier- fünf- oder sechsspurig in eine Richtung ist die Norm. M steuert ihren Automatik routiniert. Meist mit der rechten Hand, während sie mit der linken das Navigationsgeräte auf ihrem Schoß bedient. Sie macht das alles sehr entspannt. Ohne Hektik wechselt sie über drei Spuren, wenn ihr der Knopf im Ohr erzählt, dass es vielleicht günstiger wäre jetzt rechts in den Kreisverkehr abzubiegen. Wenn Dubai City nicht verstopft ist, was regelmäßig zur rushour der Fall ist, fährt man schnell und auf Tuchfühling. Jedenfalls macht Melinda das so. Wenn sie die Spur wechseln will, rückt sie dem Vordermann auf die Pelle. In jedem modernen deutschen Auto würden sofort alle Abstandswarnkontrollen den Herzkasper bekommen und ein deutscher Fahrlehrer gäbe sofort seine Lizenz zurück. Melinda bleibt lässig, schaut, ob links oder rechts was geht und ist schwupps in der Lücke. Prima, Irgendwie bekomme ich Spaß an der Fahrweise. Der Quashqai ist ein schönes Auto aber im Vergleich, was man sonst so auf den Straßen der Emiratis sieht, eher bescheiden. Da fahren riesige 4-wheel drives meist japanischer oder auch amerikanischer Provinienz. Und alle in weiß. Oder Lamborghinis, Ferraris, Jaguare gesteuert von jungen bärtigen Männern oder auch mal Frauen, die ihr Haar lässig, locker mit einem Seidentuch bedeckt halten. Wenn Melinda einen solchen riesigen Offroader im Rückspiegel an Ihrem Auspuff kleben sieht, huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. „Nein Du nicht!“ Sie macht keinen Platz und bleibt cool. Das kann sich aber auch ändern, nämlich, wenn sie plötzlich einen Wagen sieht, der ihre Aufmerksamkeit erregt. Zum Beispiel auf der Straße nach Abu Dhabi rauschte ein dunkelrotes Bentley Coupé heran und wollte vorbei. „Klar, du hast so viel Geld für dein schönes Auto ausgegeben, da mache ich Dir gerne Platz.“
Der geneigte deutsche Leser wird mir Recht geben, dass diese Szene auf unsern deutschen Autobahnen eher anders kommentiert worden wäre.
Der Bently fuhr mit getönten Scheiben an uns vorbei. M schaute zu mir rüber, „was kostet so’n Ding?“ „Schätze 200.000 Euro“ „Bestimmt ein Local“. Locals nennt man die echten Emiratis, denen alles gehört. Es sind nur 20% der Gesamtbevölkerung. Melinda kennt Locals, den einen oder anderen auch besser. Sie selbst gehört aber zur großen Mehrheit der Bevölkerung, die das Leben in den Emiraten lebenswert macht. Sie ist ein „Expat“. Das steht für Expatriots. Die kommen meist durch kleinere und große Firmen ins Land, die hier ihre Headquaters für den Nahen und Mittleren Osten errichten.
„Ich könnte mir auch einen Porsche kaufen“, meint Melinda, als der Bentley vorbei fuhr. Nach einer kurzen Weile Schweigens fuhr sie fort, „aber soll ich das wirklich? Vielleicht doch lieber „Ärzte ohne Grenzen“ unterstützen.“ Wir fuhren gerade sehr schnell Richtung Abu Dhabi und so verzichtete ich darauf, sie in den Arm zu nehmen, obwohl mir danach war.
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